Die Kirche von Aschbach (Algund) ist ein wahres Schmuckstück, geschaffen von Kurat Vincenz Mairhofer und Kunstmaler Theodor Spöttl.
1890 steigt die große Einweihung des Kunstwerkes. Kurat Vincenz Mairhofer hat alles gegeben für den Bau „seiner“ Kirche auf der Aussichtskanzel ins Himmelreich – denn nichts anderes ist das Dörflein Aschbach hoch oben auf dem Rücken des Vigiljocherberges. Die zeitgenössische Presse ist beeindruckt. Die konservativ-katholische Zeitung „Der Burggräfler“ berichtet zunächst über die Einweihungsfeier mit den Meraner Honoratioren, kündigt dabei aber schon an, dem eigentlichen Schöpfer und dem heiligen Bauwerk selbst einen eigenen Bericht widmen zu wollen, was einige Tage später auch geschieht. Es ist ein überschwängliches Loblied auf Pfarrer Mairhofer, das in dieser Blumigkeit heute nicht mehr geschrieben werden könnte. Lest selbst.
9. Aug. (Kirchlein in Aschbach.) Das neugebaute Kirchlein, dessen Einsegnungsfeier wir letztesmal beschrieben, ist ein würdiges Gotteshaus im wahren Sinne des Wortes. Dieses Kirchlein, ein gothischer Bau, entsprechend groß der Einwohnerzahl, mit 4 Fenstern im Schiffe und 3 im Chore, mit einfachen netten Teppichmustern verglast, im Schiffe mit einem flachen Kasettenboden aus Zirbelholz, im Chore mit einem Steingewölbe mit Rippen aus echtem weißem Marmor gedeckt, und einem Fußboden in schöner Zeichnung aus farbigen Wienerplatten, hat schöne, wohlthuende Verhältnisse, ist fest und solid gebaut und von einem Dachreiter mit 3 Glocken kühn überragt. Den Plan dazu lieferte unentgeltlich der k. k. Konservator Karl Atz, der auch das Fest mit seiner Gegenwart beehrte und als Kunstkenner seine volle Befriedigung aussprach über die Ausführung des Planes. Durch den Bau des Aschbacher Kirchleins hat sich der gegenwärtige Seelsorger, der hochw. Herr Vinzenz Mairhofer, ein bleibendes Monument gesetzt. Wer ist dieser Vinzenz Mairhofer? Ein einfacher Priester, klein und etwas buckelig wie der hl. Paulus, aber als Künstler groß wie Michael Angelo. Von diesem wissen wir, daß er Bildhauer, Architekt, Maler und Musiker zugleich war. Erreicht Mairhofer nun diesen Heros der Kunst auch nicht als Musiker, so ist er ihm doch ebenbürtig als Architekt (er leitete den Bau selbst), als Bildhauer (er machte einen großen Theil der Steinmetzarbeiten selbst), als Maler (er zeichnete und pinselte selbst), übertrifft aber noch weit Michael Angelo dadurch, daß er nebst diesen Künsten auch noch pflegte das „Sandwaschen“, „Bodenlegen“, „Kostgeben“ an die Arbeiter und „Betteln“. Ja, Kunstverständige behaupten, daß er sogar in kritischen Momenten Beweise gegeben habe, daß der hochwürdige Herr kundig sei im „Mörtel machen“. Nur der es probirt hat, weiß, was es heißt, eine Kirche bauen in einem Bergorte, wo die Leute nichts zu leisten im Stande sind, als höchstens die Roboten, wo sozusagen keine Handwerker im Orte sind, wo vieles zum Baue Nothwendige auf dem Rücken vom Lande hinaufgeschleppt werden muß, wo die Arbeiter schwer hinaufzubewegen sind, wo oft um Kleinigkeiten, die fehlen, Wege von vielen Stunden gemacht werden müssen, wo alles Baargeld zusammengebettelt werden muß. Die Wenigsten haben eine Ahnung, wie viel Kummer und Sorgen, Gänge, Verdruß, Verdemüthigungen, Enttäuschungen und Schweißtropfen an einem solchen Kirchlein hängen. Dem Allen hat sich dieser demüthige Priester aus Liebe zu Gott und zum Volke unterzogen, und er konnte nun heute mit freudigem Danke zu Gott aufblicken auf sein mühsam geschaffenes Werk. Der Dank des Volkes, die Anerkennung des Klerus, der Lohn von Gott und das Bewußtsein mühsam vollbrachter That mögen ihn freudig erheben, so oft er sein Kirchlein aufsucht oder eintritt, um dort zu beten Ist es einmal ganz vollendet, kann es zu den schönsten Kirchen gezählt werden, die man auf den Bergen finden kann.
BGFL 13.08.1890 (Originale Schreibweise) Quelle: digitaltessmann.it
Das ist die Würdigung des geistlichen Baumeisters Vincenz. Jetzt fehlt uns noch der Malkünstler Theodor. Hier gehts zum Beitrag.